Jobwechsel – meine ganz persönliche Geschichte und 3 Tipps #MutzumJobWechsel

 

Wann ist es Zeit für einen Wechsel?

Jobwechsel, das ist das Thema, mit dem Menschen heute auf mich zukommen, manche nennen es auch berufliche Neuorientierung. Jobwechsel, das kennen fast alle Berufstätigen. Nicht immer ist der Jobwechsel freiwillig und selten ist die Entscheidung dafür einfach. Heute möchte ich Ihnen zunächst einen privaten Einblick in die Geschichte meiner persönlichen Jobwechsel geben. Daraus und aus meinen bisherigen Karrierecoachingpraxis habe ich weiterhin drei Tipps für Ihren Jobwechsel zusammengestellt.

Dieser BLOG-Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade #MutzumJobWechsel von Melanie Vogel.

Los geht’s mit meinen persönlichen Jobwechseln

Erster Jobwechsel nach dem Studium

Mit zwei Abschlüssen in Betriebswirtschaftslehre (in Deutschland und Frankreich) in der Tasche stand ich da und hatte plötzlich erhebliche Zweifel an meiner bisherigen Berufsplanung. Ich hatte mein Studium klar auf „Zahlenlastiges“ ausgelegt: Bankbetriebslehre, Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung. Es sollte in die Steuerberatung gehen, doch mehrere Auslandsaufenthalte zum Ende des Studiums hatte meinen Blick geweitet. Plötzlich schien vieles denkbar. Ich bewarb mich trotzdem bei großen Steuerberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Mitten in der heißen Phase der Bewerbungsgespräche erhielt ich ein Angebot, das mein Herz sofort höher schlagen ließ. Ich sollte ein neues Studienprogramm an meiner Hochschule aufbauen. Nach einem ersten informellen Gespräch war klar, es gäbe viel Unterstützung und auch Freiraum für eigene Ideen. Es war eine intuitive Entscheidung, mich von der Steuerberatung abzuwenden und diese Stelle anzunehmen, die auch Mut erforderte. Ich habe es nicht bereut.

Die erste Stelle: ein Volltreffer

Noch heute komme ich ins Schwärmen, denn heute weiß ich, warum ich mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt habe: Ich konnte wichtige Kernkompetenzen einsetzen, mit meinen Interessen arbeiten, viele mir wichtige Rahmenbedingungen waren realisiert. Zudem konnte ich meine wichtigsten Werte in der Arbeit leben. Zudem – und das ist auch heute noch das Wichtigste für mich – hatte ich das Gefühl mit meiner Arbeit etwas sehr Sinnvolles zu tun. Ich hatte viel Gestaltungsraum, konnte recht unabhängig arbeiten und erhielt Anerkennung. So konnte ich spannende Projekte initiieren und durchführen. Ein Beispiel war eine Jobmesse mit akademischem Rahmenprogramm für die Programm-Studenten, an der insgesamt über 30 internationale (Groß-)Unternehmen, Forscher und sogar der französische Botschafter teilnahmen. Nach ca. fünf Jahren hatte ich meine Ziele erreicht. Das Programm hatte nun auf beiden Seiten einen hervorragenden Ruf. Jahr für Jahr bewarben sich mehr hervorragende Studierende. Die Herausforderungen waren nun überschaubar. Aus meiner Sicht war es Zeit für einen Wechsel.

Von der Hochschule in die Unternehmensberatung

Als Kind aus einer Unternehmerfamilie war es ein fast zwangsläufiger Schritt, in die Wirtschaft zu wechseln. Nun wollte ich möglichst viel in möglichst kurzer Zeit sehen und lernen. Ich wechselte in die Unternehmensberatung: ein hohes Arbeitstempo und -pensum sollte eine steile Lernkurve garantieren. Nun war ich außerdem wieder bei den Zahlen angelangt. So richtig wohlgefühlt habe ich mich dabei nicht. Die Geburt meines zweiten Kindes nutzte ich für eine längere Elternzeit und die Vorbereitung meines nächsten Jobwechsels.

Berufliche Neuorientierung in der Elternzeit

Schon mit der Geburt meines ersten Kindes realisierte ich, dass sich einiges in meiner Wertehierarchie getan hatte. Familie, resp. Kinder standen nun ganz weit oben und die Werte, die früher mit meiner Arbeit assoziiert waren, sortierten sich erst weiter unten ein. Dies änderte sich auch nicht, als unser zweites Kind zur Welt kam. Ganz bewusst plante ich eine längere Familienphase. Diese wollte ich (auch) dazu nutzen, um eine für mich stimmige weitere berufliche Entwicklung zu planen.

Strukturierte Neuorientierung mit professioneller Unterstützung

Zufällig hörte ich von einem Workshop zur „kreativen Karriereplanung“. Berufliche Neuorientierung nach dem Konzept von Richard Nelson Bolles („Durchstarten zum Traumjob“) stand auf dem Plan. Das Seminar war ein Meilensteinfür mich. In der Gruppe lernte ich mein berufliches Profil erst richtig kennen. Ganz nebenbei konnte ich durch eine Übung zur „Interessen-Erkundung“ auch meinen „geheimen“ Traumberuf (Fotografin) für mich verabschieden. Hier hörte ich auch zum ersten Mal vom Beruf der Karriereberaterin, der mich sofort faszinierte. Um ganz sicher zu sein, erkundete ich – mit Unterstützung eines Coaches – noch zwei weitere Berufsfelder. Am Ende dieser Recherche stand für mich fest, dass ich Karriereberaterin werden würde. Mein dritter Jobwechsel war perfekt.

Zweifel und Weiterbildung in der berufliche Neuorientierung

Was sind meine stärksten Erinnerungen an die erste Zeit nach diesem Jobwechsel? Ein Wechselbad der Gefühle: Einerseits Freude und viel Energie für das neue (Herzens-)Thema, andererseits aber auch Zweifel (eigene und von anderen) und Unsicherheit. Dass man sich nicht einfach ein Schild an die Türe hängt und dann „mal Karriereberater“ ist, war für mich klar. Nur, welche Kompetenzen brauche ich dafür und wie kann ich sie mir aneignen? Das machte mich unsicher. Da half nur fragen, recherchieren, fragen, reden, recherchieren … Das habe ich getan, mit anderen Karriereberatern, potenziellen Kunden, Freunden, Familie und mit einem Coach. Und dann habe ich mich weitergebildet: Ausbildung zum systemischen Coach, Karriereberater-Zertifizierung, MBTI-Lizenzierung u.s.w. waren die Grundsteine. Meine Zweifel habe ich vor allem mit anderen thematisiert, auch mit anderen Selbständigen. Das hat geholfen.

„Interne“ Jobwechsel innerhalb der Selbständigkeit

Mein Geschäft hat sich entwickelt. Nachdem ich mit Trainings für Bewerber und für WiedereinsteigerInnen meine Selbständigkeit begonnen habe, war mein erster „interner Jobwechsel“ meine Fokussierung auf eigene Coachingthemen rund um berufliche Entwicklungsfragen. Nach und nach hat sich dann auch mein Herzensthema herauskristallisiert. Heute habe ich besondere Expertise im Bereich „Lebensmitte“. Hier begleite mit großer Begeisterung Einzelpersonen und Gruppen beim „Lebensmitte-Coaching“ bzw. beim „Neustart 40+“.

Tipps für Ihren Jobwechsel

Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen aus zahlreichen Coachings habe ich ein paar Tipps zusammen gestellt:

1. Analysieren Sie Ihren Standort

  • Welche Stärken (und Potenziale) haben Sie? – Können Sie diese aktuell überwiegend zum Einsatz bringen?
  • Was sind Ihre Interessen? Für welche Themen brennen Sie? – Interessiert Sie Ihr aktuelles berufliches Thema? Interessiert Sie die Branche, in der Sie arbeiten?
  • Was ist Ihnen wichtig? Was macht Ihnen Sinn? – Sind Ihre Werte (auch) in Ihrer Arbeit verwirklicht?
  • Welche Rahmenbedingungen sind wichtig, damit Sie energievoll leben? – Beispiele: Wie viel Zeit verbringen Sie mit dem Weg zur Arbeit? – Wie viel Zeit bleibt Ihnen für Ihr Hobby, für Ihre Familie? – Verdienen Sie das Gehalt, das Sie „verdienen“?
  • Was treibt Sie an? – Hier lohnt ein Blick auf Ihre bisherige Jobwechsel: Was war der Grund für den Jobwechsel? War es – wie bei mir – das Streben nach mehr Unabhängigkeit? War es das Gefühl, die eigene Work-Life-Balance verbessern zu wollen? (Anm.: Das Modell der Karriereanker nach E. Schein kann Ihnen hier gute Anhaltspunkte geben.)

2. Beachten Sie Ihre Lebensphase

Unser Leben lässt sich (vereinfacht) in verschiedene Lebensphasen untergliedern. Diese Lebensphasen sind durch unterschiedliche Anforderungen an uns gekennzeichnet. So steht in der Pubertät die Loslösung von der Herkunftsfamilie im Vordergrund. Beruflich bedeutsam ist die Phase des jungen Erwachsenenlebens. Junge Berufstätige fassen Fuß im (Berufs-)Leben, sie bauen sich generelles Wissen und ein Netzwerk auf. In dieser Zeit scheint alles möglich, scheitern ist häufig noch kein ernstes Thema. So war es auch bei meinem ersten Jobwechsel. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, was es heißt, einen Job anzutreten, in dem ich meine Fachkenntnisse zunächst nicht einsetzen würde. Ich war der festen Überzeugung, dass ich immer wieder gut in einen Job hineinkommen würde.

Beim Jobwechsel in der Lebensmitte ist das anders. Begrenzungen kommen in den Blick. Manche Menschen reagieren darauf mit dem Bedürfnis nach Veränderung. Prüfen Sie also genau, woher eine eventuelle Unzufriedenheit rührt. Ist ein Jobwechsel die Lösung oder geht es um andere Themen? Gibt es einen nicht realisierten „Traumberuf“, der jetzt mit Macht in Ihr Bewusstsein drängt? – Schauen Sie hier genau hin! Nutzen Sie die Lebensmitte: Wofür hat es sich gelohnt? – Was soll noch kommen? Das sind nur zwei Fragen, die ab 40 Jahren Ihre Aufmerksamkeit fesseln und beantwortet werden wollen.

Jede Phase hat eigene Herausforderungen, die wiederum Folgen für einen Jobwechsel haben können. Schauen Sie, was in Ihrer jetzigen Lebensphase ansteht und beziehen Sie dies in Ihre Überlegungen ein.

3. Zeigen Sie Durchhaltevermögen und suchen Sie sich Unterstützung

Zum Mut, den es für jeden Jobwechsel braucht, gehört auch Durchhaltevermögen. Ein Wechsel, zumal eine komplette berufliche Neuorientierung, ist mit vielen Ungewissheiten verbunden. Beim neuen Arbeitgeber muss man sich das Vertrauen der neuen Vorgesetzten, der Kollegen, Mitarbeiter, Kunden etc. erst erwerben. Eine Selbständigkeit erfordert viel Arbeit bei zunächst unsicheren Verdienstaussichten. Die Versuchung, den Zweifeln nachzugeben ist da. Nach Tiefschlägen weiterzumachen, das erfordert auch und vor allem Durchhaltevermögen und ein Unterstützer-Netzwerk. Ich habe mir dieses inzwischen auch auf beruflicher Ebene organisiert. In meinen beruflichen Kooperationen und Netzwerken geht es neben dem fachlichen Austausch auch immer um Unterstützung.

Diese Dinge haben bei all meinen Jobwechseln eine Rolle gespielt. Mal stand der eine Aspekt mehr im Vordergund, mal der andere. In Summe heißt dies: Reflektieren Sie Ihre aktuelle Situation und planen Sie dann Ihre nächsten Schritte, die zu Ihrem Jobwechsel führen können.

Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre Jobwechsel gemacht? Was waren Ihre Antreiber? Was können Sie weiterempfehlen? Was würden Sie heute so nicht mehr tun? Vielleicht möchten Sie Ihre Erfahrungen mit mir teilen, dann freue ich mich auf Ihren Kommentar!

Weitere Beiträge zur Blogparade #MutzumJobWechsel finden Sie übrigens in den Kommentaren zum Artikel von Melanie Vogel.

 

 

 

45+ – Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Das Thema „Stellensuche mit 45+“ stellt sich immer häufiger. WiedereinsteigerInnen, die sich neu auf dem Arbeitsmarkt positionieren oder Menschen, die nach langjähriger Unternehmenszugehörigkeit ihr Arbeitsleben – oft nicht wirklich freiwillig – bei einem anderen Unternehmen fortsetzen wollen (müssen!!) oder – ja, es gibt sie tatsächlich!! – Menschen, die noch einmal etwas ganz Neues machen wollen, allen gemeinsam ist, dass sie i.d.R. in der Lebensmitte stehen und sich vermeintlich vor „verschlossenen“ (Unternehmens-)Türen sehen. Da lohnt es schon, sich intensiv mit der Frage zu beschäftigen, ob man das traumhafte Abfindungspaket der (Noch-)Arbeitgebers annimmt. Es lohnt aber auch, positiv zu denken, denn gerade Menschen in der Lebensmitte haben Fähigkeiten und Erfahrungen, die Jüngere nicht vorzuweisen haben. Wir denken z.B. an umfangreiche Berufs-, Branchen- und Lebenserfahrung; verschiedenste Weiterbildungen/Spezialwissen, gute Arbeitsorganisation oder besondere Loyalität zu Arbeitgebern, gerade, wenn sie die Möglichkeit des Neuanfangs bieten. Und noch eines: Auch Arbeitgeber denken zunehmend an die Mittvierziger, denn – Fachkräftemangel sei Dank! – auch die Generation Y ist nicht in Hülle und Fülle auf dem Arbeitsmarkt verfügbar (außerdem ja auch nicht immer so einfach im Unternehmen zu integrieren!!). An dieser Stelle habe ich mich sehr über einen heute erschienen Beitrag auf der Blogseite von Karriereberaterin, Svenja Hofert, (www.karriereblog.svenja-hofert.de) gefreut, in dem Tipps und Meinungen anderer Karriere-Experten eingeholt wurden zum Thema „Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit 45+“.
Vor allem zwei Statements decken sich absolut mit meinen Erfahrungen aus meiner Karriereberatung:

1. Weiterbildungen sind absolute „employability“-Garanten (gerade für WiedereinsteigerInnen!!) und
2. Wer sich konsequent einer Standortbestimmung stellt (wer bin ich – was will ich…), weiß, sich selbst realistisch einzuschätzen, kennt seine ganz persönlichen Vorzüge und die Stellen, an denen er/sie den meisten Nutzen stiften kann und kann dies in der Folge auch aktiv und überzeugend potentiellen Arbeitgebern vermitteln.

Also, liebe „45+-Menschen“, nur keine falsche Bescheidenheit, Ihr müsst Euch wahrlich nicht verstecken! Zum Artikel  http://karriereblog.svenja-hofert.de/2013/09/mit-45-zu-alt-fur-den-arbeitsmarkt-7-experten-7-meinungen/.