Ich nehme fast jede Gelegenheit wahr, Jobmessen der Region zu besuchen. Es sind gute Gelegenheiten, mit einer Vielzahl von Unternehmensvertretern in Kontakt zu treten und bieten mir so eine weitere Möglichkeit, mein Rekruitingwissen auf aktuellem Stand zu halten und mich über neue Trends persönlich zu informieren. Die Jobmesse Köln (17./18.5.2014) hat mich aber auch deshalb ganz besonders interessiert, weil der „Messe-Guide“ zusätzlich mit der besonderen Kategorie „50Plus“ wirbt, was wohl heißen soll, dass Aussteller (in der Regel Unternehmen, aber auch Personalberater), die sich mit diesem Zusatz präsentieren, ganz besonders an Bewerbern aus der Midager-Generation interessiert sind. Also habe ich insbesondere die so gekennzeichneten Unternehmen aufgesucht und meine „50Plus-Fragen“ gestellt: Für welche Positionen suchen Sie Mitarbeiter über 50, wie kann ich mich als älterer Bewerber denn gut bei Ihnen präsentieren bzw. worauf achten Sie besonders etc. Außerdem interessierte mich natürlich, was denn die Unternehmen speziell für die Generation 50Plus zu bieten haben.
Leider wurde ich – besonders bei meiner letzten Frage – etwas enttäuscht. Aber zunächst mal die positiven Erkenntnisse: Die Tatsache, dass sich Unternehmen explizit mit dem Hinweis „Jobs für Bewerber 50Plus“ präsentieren, deute ich als Hinweis, dass sich etwas tut im Hinblick darauf, dass auch ältere Mitarbeiter als Bewerber-Zielgruppe entdeckt werden. Außerdem zeigte sich in den persönlichen Gesprächen, dass – entgegen vieler Befürchtungen auf Bewerberseite – die Qualitäten der Arbeitnehmer in der Lebensmitte (z.B. Erfahrung, Fachkenntnisse, Überblick) durchaus von Unternehmensseite gesehen und gesucht werden.
Allerdings werden Mitarbeiter mit einer gewissen Berufs- und Lebenserfahrung keineswegs so explizit gesucht, wie das der Hinweis im Ausstellerverzeichnis vermuten ließ. Zudem wurde offenbar, dass viele Unternehmen (auch, wenn sie explizit 50plus-Mitarbeiter suchen) nicht in die Zeit des tatsächlichen Älterwerdens investieren, sprich, bei der Frage nach Maßnahmen für ältere Mitarbeiter im Unternehmen, schaute ich meist in große Personaleraugen, die damit „leider“ nichts anfangen konnten.
Fazit: Sicher sind (auch) Wechselwillige im mittleren Lebensalter gut beraten, sich auf Jobmessen (am besten mit ihren Bewerbungsunterlagen) zu präsentieren oder zumindest zu informieren. Ob der Zusatz „50Plus“ oder auch „40Plus“ bei einem ausstellenden Unternehmen tatsächlich geeignet ist, gesteigerte Erwartungen bei Bewerbern in der Lebensmitte zu wecken, bezweifle ich jedoch. Letzten Endes muss jeder bzw. jede für sich entscheiden, ob das jeweilige Unternehmen tatsächlich in den „hunt for experience“ eingestiegen ist und Mitarbeiter in diesem Alter als Zielgruppe ernsthaft für sich entdeckt hat oder dies einfach ein Label aus der Wunschkiste des Employer Branding ist. Genau wie andere Fragen der persönlichen Passung zum potentiellen neuen Arbeitgeber, kann (und sollte!) man das durch geeignete Fragen bzw. das Sammeln sonstiger Informationen rund um das Unternehmen abklären. Hier sei insbesondere auf die Möglichkeiten des systematischen Kaffeetrinkens wie im sehr informativen Vortrag von Lars Hahn (meinem persönlichen Messe-Highlight) propagiert, hingewiesen.